Germany’s Army

Für die kommende Ausgabe der GEE haben wir das Simulatorenzentrum der Bundeswehr im niedersächsischen Munster besucht. Wie dort Soldaten mit Hilfe von Computersimulationen ausgebildet werden, lest ihr in unserer Reportage in der kommenden Ausgabe der GEE, die ab nächsten Montag, den 05. Oktober im Handel erhältlich ist. Was die Bundeswehr über den Einsatz von Computerspielen in der Öffentlichkeitsarbeit denkt, erfahrt ihr hier. Anders als die US-Army, die mit dem kostenlosen taktischen Egoshooter „America‘s Army“ bereits seit 2001 offensiv auf Nachwuchsfang geht, hält die Bundeswehr Videospiele jedoch offiziell nicht für ein geeignetes Mittel, um junge Menschen für den Dienst an der Waffe zu begeistern. Bereits gegenüber der Nachrichtenagentur Pressetext erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberstleutnant i.G. Thomas Overhage: „Videospiele vermitteln ein zu einseitiges Bild des militärischen Alltags. Unsere Zielsetzung ist es, ein unverzerrtes Bild der Bundeswehr zu zeigen sowie den persönlichen Kontakt zu Interessenten zu gewinnen, um diese individuell und umfassend über den militärischen Dienst beraten zu können". Dennoch nutzen die Streitkräfte neben Roadshows und Auftritten auf Videospielmessen wie der Gamescom 2009 auch Onlinespiele um ihre Arbeit der Öffentlichkeit näherzubringen – darunter das Rettungshubschrauber-Minigame zur ZDF-Serie „Der Rettungsflieger“ oder diverse Geschicklichkeits- und Ratespiele auf einer speziellen Internetseite für Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren. Nachdem Pädagogen und Publizisten im Jahre 2002 vergeblich versuchten, die Seite indizieren zu lassen, teilte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend dem Online-Magazin heise.de allerdings in einer Stellungnahme mit, dass „… Computerspiele ein gutes Mittel sind, um Erstinformationen zur Bundeswehr mit eher spielerischen Aspekten und Unterhaltung zu verbinden.“ Gegenüber GEE bringt Hauptmann Jens Schetelich, der Betriebsoffizier für die Panzergrenadiertruppe am Ausbildungszentrum Munster, Licht ins Dunkel: „Wir haben im Moment nicht die gleichen Nachwuchsprobleme der Amerikaner, da wir eine Wehrpflichtarmee haben. Ein Großteil unserer Männer und des Führernachwuchses rekrutiert sich aus dem Reservoir. Und ganz ehrlich: Ich glaube auch nicht, dass Videospiele als Rekrutierungsmaßnahme in unserer Gesellschaft gewollt wären.“ Ole Schley America’s Army: http://www.americasarmy.com Das Online-Spiel der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit der ZDF-Serie „Der Rettungsflieger“: http://www.rettungsflieger.bundeswehr.de/specials/sar_spiel.html Die Onlinespiele auf der Jugend-Plattform der Bundeswehr: http://community.bundeswehr.de/data/05_spiele/?game=0
von Heiko Gogolin / September 29th, 2009 / 1 Kommentar

1 Kommentar

  1. polynils sagt:

    Daß die Bundeswehr mit Hilfe von (Mini-)Spielen versucht, bei Jugendlichen einen Fuß in die Tür zu bekommen, ist ein alter Hut.
    Ich kenne das noch von einer Verbrauchermesse aus den späten Achtziger Jahren. An einigen Nachmittagen in den Sommerferien, kurz vor Messe-Schluß, weil dann der Eintrittspreis reduziert wurde, tummelten sich dort viele Bengel in meinem Alter in der Hoffnung, so viele Kugelschreiber, Jojos, Flummis und Bonscher abzustauben (dafür mußte man allerdings jedes Mal erst eine langweilige Präsentation irgendeines Wunderputzmittels oder eines überteuerten Entsafters über sich ergehen lassen), daß sich die Investition eines großen Teils seines Taschengeldes gelohnt haben würde.
    Wie dem auch sei.. Jedenfalls gab es dort auch einen Stand der Bundeswehr, dem von der diesjährigen Gamescom nicht unähnlich: Ein imposantes Vehikel und mehrere Uniformierte, die Kinder und Jugendliche mit Gewinnspielen köderten. Es existiere ebenfalls bereits ein zweidimensionales Helikopter-Rettungs-Spiel, das jedoch, veglichen mit damaligen Top-Titeln wie dem Arcade-Shooter „1942“, noch viel mehr Eindruck machte.
    Andere Kinder, die das Glück hatten, einen Amiga und Eltern, die nicht am Ende der Sechziger Jahre politisiert wurden, zu besitzen, durften das Game unter Umständen sogar auf einer Diskette mit nach Hause nehmen – Das muß für sie die Krönung gewesen sein.
    Ich habe das Spiel bis heute nicht gespielt.. aber zehn Jahre später dann auch guten Gewissens Zivildienst geleistet. :)