Betroffenheit

Auch auf die Gefahr hin, mit diesem Artikel ungewollt als Sprecher für das Wort zum Sonntag zu kandidieren, möchte ich heute über Emotionen sprechen. Gefühle. Ihr wisst schon – das ist das, was mit euch passiert, wenn ihr bei Fifa einen Ball im Tor oder bei Call of Duty eine Kugel im Kopf des Gegners versenkt. Freude, ja, sogar Euphorie, aber auch Wut und Verzweiflung sind der Lohn eines Spielers für Siege und Niederlagen. Man muss kein Psychologie-Studium absolviert haben, um zu wissen, dass Entwickler mit unseren Gefühlen spielen. Die Bandbreite an Emotionen ist groß, doch unter dem Strich zählt es, die Regionen im Hirn unter Strom zu setzen, in denen Neugier und Ehrgeiz das Erforschen virtueller Welten vortantreiben. Achievement unlocked.

Es gibt aber auch eine Emotion, die ich in diesem Kontext und aus Sicht eines Spieleentwicklers als kontraproduktiv bezeichnen würde: Betroffenheit. Ihr wisst schon – das ist das, was passiert, wenn die Kugel nicht im Kopf des Gegners, sondern in dem der minderjährigen Geisel zu seiner Rechten versenkt wird. Unwahrscheinlich? Absolut. Da Betroffenheit auf Menschen den Effekt hat, Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten und hinterfragen zu wollen, dürften derlei Gefühlsduseleien zwar im Sinne des Erfinders, aber kaum im Sinne des Entwicklers sein.

Als ich heute zufällig auf das Blog Sims Gone Wrong stieß und ich mich leicht angeheitert durch das Absurditäten-Kabinett klickte, blieben meine Augen an einem ganz bestimmten Bild kleben (nein, nicht das da oben). Meine Stirn legte sich in Falten, die zuvor noch hochgestellen Wangen wanderten langsam nach unten und da war sie nun, ... die besagte Betroffenheit. Es wäre jetzt übertrieben, von Trauer zu sprechen, aber tatsächlich wich die Freude einem gewissen Unwohlsein. Ich betrachtete das Bild, ließ es auf mich wirken, dann betrachtete ich mich ... und plötzlich wich das Unwohlsein der Freude. Freude darüber, dass ich scheinbar noch in der Lage bin, am Bildschirm Gefühle jenseits von Schwarz und Weiß entwickeln zu können.

Fragt nicht, um welches Bild es sich handelt. Findet es. Und solltet ihr dazu emotional nicht in der Lage sein, so ärgert euch zumindest über euer Scheitern und versenkt eine Kugel im Kommentarfeld.
von Volker Hansch / August 11th, 2011 / 14 Kommentare

14 Kommentare

  1. Cait sagt:

    Es sind zu viele, die betroffen machen könnten. o_O Vielleicht bin ich auch nur zu weichherzig.

    Ich würde aber auf dieses hier tippen: http://simsgonewrong.tumblr.com/post/8692155055/she-just-dropped-her-baby-in-the-middle-of-the

    :(

  2. Fabu sagt:

    Knapp daneben. ;-)

  3. Cait sagt:

    Mist! :S

    .
    .
    . .

    . .

  4. Fabu sagt:

    Vielen Dank. Und ja, genau das meinte ich. :)

  5. Lawliet sagt:

    Traurig und Betroffen, das Ende von HL2: Episode 2?

    Guter Artikel :)

  6. […] Betroffenheit games […]

  7. Ace T. sagt:

    Oh verdammt ich hab das Sims Gone Wrong im Blog überlesen. Ich entschuldige mich für mienen doofen vorschlag ^^

  8. Cody sagt:

    Ich bin schon „betroffen“ wenn ich morgens um 2 einen schätzungsweise 13 Jährigen bei Call of Duty online im Team deathmatch in der Lobby treffe-dazu muss ich nicht mal sein virtuelles „Alter Ego“ töten.Und Nein-mir gehts dabei nicht um das FSK18 Ding.
    Aber ich glaub ich hab grad das Thema verfehlt-hier gehts um Pixelbildchen.

  9. Fabu sagt:

    Nein, du hast das Thema nicht verfehlt. Das Bild hat mich zu diesem Artikel bewegt, aber es hätte ebenso dein beschriebenes Beispiel sein können. ;)

  10. Ryuzaki sagt:

    Mir reichts auch schon, wenn ich in einem Gameshop beobachten muss wie die 12 – 13 mit unzumutbaren Wortschatz ständig von sich geben müssen wie man in den neusten Call of Duty jemand noch brutaler umbringen kann…usw…