Ghostbusters 3

Ghostbusters 3

Fast 20 Jahre nach "Ghostbusters 2" sind die Geisterjäger zurück – als Videospiel-Blockbuster. Wir waren in Dallas und durften exklusiv einen ersten Blick auf "Ghostbusters: The Video Game" werfen

Er war riesig. Haushoch. Alles zermalmend bahnte er sich seinen Weg durch die Häuserschluchten von Manhattan: Der allseits beliebte Marshmallow-Mann. Ebenso überraschend, wie beim Showdown von "Ghostbusters" auf einmal das riesige, michelinmäßige Männchen im Seemannsdress durch New York wackelt, wurde der hysterische Geisterklamauk mit Bill Murray und Dan Aykroyd von 1984 zu einem weltweiten Erfolg. Noch heute zaubert die Erinnerung an die drei Wissenschaftler auf Geisterjagd, den Einsatzwagen Ecto 1, mit dem sie durch die Straßen Manhattans eierten, oder das heruntergekommene Hauptquartier mit dem Geistergefängnis im Keller jedem ein breites Grinsen ins Gesicht und den Titelsong von Ray Parker Jr ins Ohr. "Who you gonna call? Ghostbusters!" In Lewisville, einem Vorort von Dallas, erwecken derzeit rund 50 Mitarbeiter des Entwicklungsstudios Terminal Reality ("Blood Rayne") in Kooperation mit Sierra Games den Mythos wieder zum Leben. Sie haben die offizielle Lizenz im Rücken - und ihr Projekt heißt: "Ghostbusters: The Video Game". Damit ist es amtlich: Die New Yorker Geisterjäger bekommen ihr lange verdientes Comeback, zudem kein zweitklassiges, sondern eine von Dan Aykroyd und Harold Ramis höchstpersönlich miterdachte Fortsetzung der legendären Filme. Aykroyd und Ramis verfassten schon in den Achtzigern die Drehbücher und spielten die Geisterjäger Dr Ray Stantz und Dr Egon Spengler. Knapp zwanzig Jahre später machen sie dasselbe für ein Videospiel. Und selbst der dritte Alt-Geisterjäger, ein dem lauten US-Klamauk bereits vor Jahren entwachsener Bill Murray alias Dr Peter Venkman, hat nach einigem Zögern seine Mitarbeit zugesagt. Damit ist die Gang komplett.

Und… Action!

"'Ghostbusters: The Video Game' wird ein sehr actionlastiges Spiel, die Stützpfeiler des Gameplays sind Grusel, Schock und Humor - in wechselnder Reihenfolge und Intensität", erklärt Drew Haworth, Creative Director bei Terminal Reality. Konzipiert ist das Game als Einzelspielerkampagne. Wie seinerzeit im ersten Teil Winston Zeddemore, gespielt von Ernie Hudson, als vierter Ghostbuster hinzukam, steigt im Game der Spieler selbst als Verstärkung für die drei Ghostbusters in die Story ein. Warum als vierter Mann? Warum dürfen wir nicht Egon Spengler, Ray Stantz oder Peter Venkman sein? Weil "es eminent wichtig ist, wie diese Charaktere miteinander interagieren und kommunizieren, um dem Spieler das echte Ghostbusters-Gefühl zu geben", hebt Haworth hervor. Bleibt für den Spieler die Rolle des Ghostbuster-Azubis. Eine ehrenvolle Aufgabe, denn alle von Egon neu entwickelten Waffen müssen im Feldversuch getestet werden, um dann mit vereinten Kräften New York davor zu bewahren, von einem kunterbunten Geisterhaufen überrannt zu werden. Der Plan von Terminal Reality ist dabei, dass der Spieler einerseits selbst zum Ghostbuster wird, andererseits aber ein komplettes Kinoerlebnis mit den drei Geisterjägern in den Hauptrollen erlebt - "in perfektem Timing, mit perfekt pointierten Witzen", wie John Melchior, der Executive Producer, betont. Wie also schon John Woos "Stranglehold" eine Videospielfortsetzung zum Filmklassiker "Hard Boiled" war, wird "Ghostbusters: The Video Game" quasi das von Fans schon so lange herbeigesehnte Sequel zu "Ghostbusters 2". Ein Film zum Game ist näm-lich nicht in Planung. Klar, dass die Story des auf Xbox 360, PS3, PS2 und Wii erscheinenden Spiels bei einer interaktiven Komödie ziemlich linear daherkommen muss. "Ghostbusters: The Video Game" eröffnet keinen Open-World-Wahnsinn. Nicht mal der freundlich eiernde Notfallwagen Ecto 1 darf selbst gesteuert werden. Stattdessen wird New York zu Fuß gerettet, Level für Level. Dafür bleibt große Entscheidungsfreiheit, wie man den Geistern entgegentreten will: lieber heranfliegende Gegenstände komplett zerstören, ihnen ausweichen oder sie mit einer witzigen Erfindung aus Egons skurriler Waffenkammer dingfest machen? Die so genannte Schleimkanone hat nämlich einen beeindruckenden Dreh: Ihre Munition ist in der Lage, Objekte - egal ob tot oder lebendig - miteinander zu verkleben. So hängen in Sekundenbruchteilen Polizeiautos an riesigen Schnodderfäden von der Decke, während am Kofferraum der Fahrer hilflos zappelnd hin- und herpendelt.

Witze und Spezialeffekte

Erste Spielszenen vermitteln ohnehin eines bereits mit Gewissheit: Der Witz und die Spezialeffekte des "Ghostbusters"-Universums machen sich prima in der Welt eines Videospiels. Etwa wenn man durch die wunderbar inszenierten Lesezimmer der New Yorker Stadtbibliothek auf Geisterjagd geht. Sind zuerst nur einzelne Bücher besessen und bewegen sich kaum merklich im Regal hin und her, tobt eine Tür weiter ein Irrenhaus von schwebenden Tischen, Stühlen, Lampen und Folianten, die mit Protonen-Strahlern gebändigt werden wollen. Auf dem Weg in die Büchereiarchive im Keller dann Tempowechsel. Im Schleichgang steuert man durch dunkle Flure. Doch plötzlich schnellt von vorne ein ganzes Bücherregal direkt vor die Füße. Und noch eins von links. Dann Sackgasse. Das sind schon beinahe Schreckmomente à la "Condemned" oder "Bioshock". Wie seinerzeit die Filme spielt eben auch das Game mit dem Horror-Genre. Doch gleich im nächsten Moment verwandelt ein Ghostbusters-typischer Witz das erschrockene Einatmen in ein gelöstes Lachen. Den Humor der Filme können die Produzenten allen Fans schon allein deshalb mit Handschlag versprechen, weil Dan Aykroyd offensichtlich einen enormen Anspruch an sein "Ghostbusters 3" hat. Dies mündet in einen nicht enden wollenden Strom neuer Ideen, Anregungen, Plotänderungen und Detailwünsche. "Das Spiel ist eine große Sache für Dan. Ghostbusters ist einfach sein Baby, sein ganz eigenes Universum", beschreibt es John Melchior. "Ein Telefonat mit Dan bringt schnell mal 83 neue Level-ideen hervor." Vielleicht ist das der Grund, warum sich bisher noch alle Beteiligten weit-gehend zur Story ausschweigen. So viel ist trotzdem sicher: "Ghostbuster: The Video Game" ist vollständig im New York des Jahres 1991 angesiedelt, spielt zwei Jahre nach dem Niedergang des düsteren Prinzen Vigo, der in "Ghostbusters II" das Manhattan Museum Of Art in eine dicke rosa Schleimschicht gehüllt hat. Und natürlich droht dem Big Apple auch dieses Mal wieder der Gespenster-Gau. Dem fadenscheinigen Geistermob rücken die Ghostbusters natürlich wieder mit ihren vertrauten Waffen zu Leibe. Das sperrige schwarze Proton-Pack auf dem Rücken versorgt noch immer den Strahler mit Energie, der neben seinem blitzähnlichen Fangstrahl auch noch eine Einstellung für einen breit streuenden Shockblast und einen Elektro-Beam besitzt, der Geister einfriert. Die drei alten Recken helfen uns, indem sie Geisterfallen in Position werfen oder verwundete Kollegen wiederbeleben. Und ohne die Hilfe ihrer Capture-Beams lässt sich später kaum ein größerer Geist besiegen. In jedem Level wartet mindestens ein solch dicker Geist als "Endgegner". Im Bibliothekslevel, das wir gesehen haben, ist dies der Geist einer alten Bibliothekarin, der beim Showdown mehrere hundert Bücher zu einem literarischen Schwergewicht formt. Beeindruckend, wie geschickt die Geister ihre Umgebung nutzen: Je stärker der Geist, desto leichter kann er sich aus allen möglichen Gegenständen und Objekten zusammensetzen. Und während "normale" Geister anfangs nur isoliert angreifen, kombinieren sie im weiteren Verlauf des Spiels ihre Fähigkeiten untereinander und sind in der Lage, die komplett interaktive Umgebung immer schlauer für Angriffe und zum eigenen Schutz einsetzen.

Mit vereinten Kräften

Bleibt noch eine Frage: Warum kommen die Geisterjäger ausgerechnet jetzt zu einem neuen Abenteuer zusammen? Es winkt kein rundes Jubiläum, und ein dritter Kinofilm ist auch nicht geplant. "Es ist wohl einfach eine Verkettung glücklicher Umstände", erklärt John Melchior. Er habe schon seit "mindestens sechs Jahren über die Ghostbuster-Sache" nachgedacht. Als dann letztes Jahr Terminal Reality mit einer kleinen Demo auf der Bildfläche erschien, war er sofort Feuer und Flamme. Denn die war so überzeugend, dass Sierra und Terminal Reality beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und das Spiel gemeinsam zu entwickeln. "Mit Next-Gen-Konsolen können wir jetzt endlich Special Effects wie in einem Blockbuster von 1984 verwirklichen", scherzt Melchior. Ohne größere Probleme war auch die offizielle Lizenz von Sony Pictures besorgt, die enthusiastisch einem Prototypen zustimmten. Den bekamen Dan Aykroyd und Harold Ramis vorgeführt und waren ebenfalls sofort begeistert. Dann tauchte Anfang dieses Jahres In-Game-Footage eines "Ghostbusters"-Spiels auf YouTube auf. Dumm nur: "Das war nicht von uns! Aber zehn Minuten Panik und einige Telefonate später war die Welt wieder in Ordnung", lacht Drew Haworth. Die Filmchen waren zusammengeschnitten aus nicht lizensiertem Material der slowenischen Softwareschmiede Zoot Fly - und Sonys Anwälte sorgten dafür, dass sie schnell wieder entfernt wurden. Nichtsdestoweniger wurde im Netz intensiv über Ghostbusters diskutiert. Die Fans sind also auch 18 Jahre nach dem zweiten Teil noch heiß. Heiß auf Slimer, auf Proton-Strahler und Ecto 1, heiß darauf, in den Straßen von New York auf Geisterjagd zu gehen, und natürlich darauf, endlich das alte Trio wieder zu erleben. Ein bisschen werden wir uns noch gedulden müssen. Denn Spiel ist erst für Herbst 2008 angekündigt. Wir sind trotzdem jetzt schon begeistert.

Das Ghostbusters-Team

01 Dr Peter Venkman (Bill Murray) Der Sprücheklopfer, Blender und Womanizer des Teams. Seinen Doktortitel erwarb er auf dubiose Weise, Arbeiten ist für ihn ein notwendiges Übel zwischen zwei Dates. 02 Dr Ray Stantz (Dan Aykroyd) Der verpeilteste Geisterjäger. Ob seiner kindlichen Begeisterung für das Übernatürliche wird der leicht dickliche Wissenschaftler von der Welt belächelt. 03 Dr Egon Spengler (Harold Ramis) Der Nerd mit Nickelbrille. Es ist leichter für ihn, aus einem alten Staubsauger und etwas Elektroschrott einen Protonen-Beschleuniger zu basteln, als ein Gespräch mit einer Frau zu führen. 04 Winston Zeddemore (Ernie Hudson) Der Aushilfsjäger. Er glaubt an Geister, solange er dafür bezahlt wird. Eingestellt wurde er, weil er der einzige Bewerber war. Seinen Platz wird im Game der Spieler einnehmen.

Der Titelsong

"Ghostbusters", der gleichnamige Song zum Film war seinerzeit mit weltweit 28 Millionen verkauften Platten ein veritabler Megahit und ist bis heute ein echter Ohrwurm. Und der Interpret Ray Parker Jr? Landete nie wieder einen ähnlichen Erfolg, macht aber bis heute Musik. Sein aktuelles Album trägt den Titel "I'm Free". Mehr Infos unter www.rayparkerjr.com Text: Christian Gaca
Tags: , , , , , , , ,
von Volker Hansch / Januar 10th, 2008 /

Comments are closed.