Zuckerzeug im Ohr

„The world has turned and left me here“ sang die Band Weezer 1994 auf ihrem ersten (blauen) Album in zuckersüßer Manier. Von der Welt im Stich gelassen fühlen sich auch einige Freunde von Retro-Computerspielen. Als "Contra" und "The Legend of Zelda" noch nicht retro waren, sondern Inbegriffe des Fortschritts, da zirpten aus den Holzverschlägen der Fernsehgeräte Klänge, die ihre digitale Herkunft nicht verbergen konnten.8Bit-Musik war das Hintergrundrauschen einer ganzen Generation von Heranwachsenden, gekoppelt an pixelige Abenteuerwelten und einer gehörigen Portion Unschuld. Heute ist vieles Blockbuster und Orchestralsound, und Unschuld ist selbst im Sandkasten in der Sandbox nicht mehr zu finden. Weil wir uns aber hin und wieder in melancholischen Kindheitserinnerungen suhlen möchten, haben wir die Musik unserer Wohnzimmerabenteuer von den Bildern abgekoppelt und in einer besonders nerdigen Ecke der elektronischen Musik untergebracht. Dieses Wohlgefühl verklebt nun wie geschmolzener Zucker unser ästhetisches Empfinden, wenn wir Chiptunes hören. Da liegt es auf der Hand, Kindheitserinnerung mit süßlichen Weezer-Songs zu kombinieren. Das auf 8Bit-Musik spezialisierte Netlabel Pterodactyl hat genau das getan.  Auf einer neuen Compilation befinden sich 14 Weezer-Songs, gecovert von 14 unterschiedlichen Künstlern der Chiptunes-Szene. Das Werk „Weezer – The 8-bit Album“ versammelt Hits wie „Buddy Holly“ und „Island in the Sun“ wie auch unbekanntere Songs der Band. Statt auf verschwenderisch produzierte Gitarrenwände müssen die Chiptunes-Versionen wegen der Stimmenknappheit der Hardware auf Variantenreichtum setzen, und wegen der Urheberechte hören wir anstatt River Cuomos Stimme entweder Vocoder – oder der Track ist instrumental. Akkorde sind mit der Hardware von anno dazumal meist auch nicht drin, nur kurz hintereinander gespielte Tonabfolgen. Gerade aber diese Beschränkung lässt die Re-Arrangements der Weezer-Songs geradezu barock wirken. Hier könnt ihr euch davon überzeugen.
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von Tim Rittmann / Juli 22nd, 2009 /

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