Im Rausch der Tiefe

Im Rausch der Tiefe

Plötzlich gibt es einen Hype um 3D wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Nicht nur Hollywoodfilme wie „Oben“ oder „Avatar“ zeigen sich jetzt dreidimensional – auch für Computer- und Videospiele entstehen derzeit neue 3D-Technologien. Wir haben sie ausprobiert

3D Vision

Mehr als 400 Spiele erhalten durch das 3D-Vision-System von Nvidia räumliche Tiefe. Dazu rendert eine spezielle Grafikkarte alle Spielszenen doppelt und zeigt sie leicht versetzt auf dem Bildschirm an. Eine so genannte Shutter-Brille, sorgt dafür, dass linkes und rechtes Auge je nur ein Bild sehen, indem sie unmerklich schnell abwechselnd die Gläser verdunkelt. -Dadurch entsteht auf dem flachen Monitor ein räumliches Bild. Der Effekt ist stabil und bleibt auch erhalten, wenn man sich bewegt. Auch 3D-Filme und -Fotos stellt das System dar. Benötigt wird eine zu dem System kompatible „GeForce“-Grafikkarte und ein Monitor mit 120 Hertz. Asus bietet ein Notebook an, das bereits 3D Vision-fähig ist und inklusive Brille ausgeliefert wird. Nvidia 3D Vision-Kit, 140 Euro, www.nvidia.de; Asus G51J 3D, 1500 Euro, www.asus.de

PS3

Per Software-Update soll die Playstation 3 im Laufe dieses Jahres 3D-fit gemacht werden. Ob damit nur speziell produzierte Spiele Tiefe bekommen oder auch alle anderen Titel, wurde noch nicht verkündet. Bisher wurden zum Beispiel „Super Stardust HD“ und „Gran Turismo 5“ in 3D gezeigt. So oder so wird auch hier eine Shutter-Brille benötigt – und ein Fernseher, der die Brille unterstützt. Das wird im Zweifel also ein teurer Spaß. Immerhin wäre man aber auch gleich gerüstet für Blu-ray-Filme in 3D.

Farbfilter

Die Idee, mit einem Nagetier Agentenaufträge im Stil von James Bond auszuführen, mag albern klingen, zeigt uns im Spiel zum Film „G-Force – Agenten mit Biss“ aber einen ganz neuen Blick auf die Welt. Die beigelegte Brille hingegen nervt recht schnell. Der 3D-Effekt ist deutlich zu sehen, allerdings werden von der Brille die Farben des Spiels verfälscht, und man sieht auch alles um den Fernseher herum rot-blau. Für Xbox 360 und PS3, 50 Euro

W220S

Die Brille sieht aus wie eine sportliche Sonnenbrille, und auch wenn man durchschaut, scheint alles normal. Erst in Verbindung mit einem speziellen Monitor zeigt sie, was sie kann. Per Polarisationsfilter werden die Bilder für das linke und rechte Auge getrennt. Leider wirkt das teilweise so, als würde man auf ein Wackelbild gucken. Wer darüber hinwegsehen kann und ein wenig mit den Einstellungen herumspielt, bekommt jedoch einen sehr räumlichen Eindruck geliefert. Dass der Effekt mit vielen verschiedenen Spielen funktioniert, besorgt der beiliegende „Tridef“-Grafiktreiber. 500 Euro, www.hyundaiit.eu, www.tridef.com (Liste kompatibler Spiele)

Fazit

Es ist ohne Frage eine tolle Erfahrung, wenn die Grafik der Spiele plötzlich noch mehr Tiefe bekommt. Geradezu greifen möchte man dann nach den Gegenständen, die da scheinbar vor einem schweben. Bei -speziell auf Dreidimensionalität hin entwickelten Games wie „Avatar“ oder „Batman“ fliegen einem sogar Objekte direkt entgegen wie im Kino. Dann zuckt man auch unweigerlich zur Seite. Das allerdings nutzt sich schnell ab. Denn 3D ist bisher eben lediglich ein Effekt, der den Spielen abseits der Grafik nichts wirklich Neues hinzufügt, ein Gag mit wenig Substanz. Und: Wer will beim Videospielen eine komische Brille tragen? Schließlich sind 3D-Bilder heutzutage doch bereits ohne möglich. Diese Technologie jedoch ist bisher nur Spezialisten vorbehalten, die an sündhaft teuren Monitoren zum Beispiel Konstruktionszeichnungen anferti-gen und sich dabei kaum bewegen dürfen, weil der Effekt sonst nicht funkti-oniert. Bis diese Technik alltagstauglich wird und in Spielen verwendet werden könnte, werden noch bis zu zehn Jahre vergehen. Bleibt also die Frage: Welcher Entwickler wird uns bis dahin animieren, freiwillig über Stunden eine 3D-Brille zu tragen? Die Technologie an sich überzeugt, nun fehlt es nur noch an Spielen, die sie zu nutzen wissen.
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von Moses Grohé / Januar 26th, 2010 /

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