Weniger ist alles
Wie weit kann man die Grafik von Spielen abstrahieren, dass dennoch jeder die Vorlage erkennt? Der amerikanische Künstler Brock Davis geht dieser Frage in seinen Bildern nach. Wir zeigen eine Auswahl seiner Acryl- und Pixelwerke über die Essenz von 8-Bit-Spielen
„Zugänglich und zeitlos“ Brock Davis arbeitet als Creative Director für die Werbeagentur Carmichael Lynch in Minneapolis. Der 36-Jährige ist aber auch privat kreativ und erschafft Collagen, Bilder, Videokunst und Musik
Wie bist du auf die Idee gekommen, Spiele auf ihre Essenz zu reduzieren?
Alles hat damit begonnen, dass mir aufgefallen ist, wie wundervoll einfach und ikonisch besonders die alten Spiele sind. Jeder, der nur einen Blick auf sie wirft, wird erkennen, was sie darstellen. Meine Frage war: Kann ich sie noch weiter reduzieren? Also habe ich Pixel-Versionen von Spielen entworfen, die nur einige entscheidende Elemente enthalten. Dann habe ich versucht, denselben Effekt mit wenigen Pinselstrichen zu erzielen. So sind sehr organische Versionen meiner Kindheitserinnerungen entstanden.
Wann hast du damit begonnen, dich künstlerisch zu betätigen?
Das hat bereits angefangen, als ich noch ein kleiner Junge war. Es gab sehr viele Künstler in meiner Familie. Meine Mutter war Malerin. Für meine Brüder und mich war es ganz selbstverständlich, dass sie die ganze Zeit den Pinsel schwang. Das hat mich sehr früh zur Malerei gebracht.
Was hielten deine Eltern von deinem Interesse an Videospielen?
Unsere Familie war nicht sehr reich. Irgendwann hatte ich meinen Vater aber so weit, dass er mir einen Atari 2600 kaufte. Und meine Mutter erkannte schnell, dass diese Spiele einen künstlerischen Wert besitzen. Sie hat mir erlaubt, in der Welt von „Pac-Man“ und „Donkey Kong“ abzutauchen. Das war das Großartigste, das ich in meinem Leben gesehen hatte.
Was reizt dich heute noch an diesen alten Spielen?
Viele große Designs beruhen auf Minimalismus. Das spiegelt sich auch in dem Farbschema der Spieleklassiker, das auf dem Prinzip „Weniger ist mehr“ beruht. Die Auflösung, die Anzahl der Objekte – all das unterliegt in Retrospielen den technischen Einschränkungen ihrer Zeit. Durch die fehlende Komplexität sind diese Games so zugänglich und zeitlos, dass sie heute noch jedem Kind etwas sagen können.
Deine Videospielkunst war Teil deines Jahresprojektes „Make Something Cool Every Day 2009“. Erzähl doch bitte etwas darüber.
Mein Ziel war es, ein Jahr lang jeden Tag mit unterschiedlichsten Techni-ken ein kleines Kunstwerk herzustellen. Das war der Ausgangspunkt für viele kreativen Arbeiten – darunter eben auch meiner „Arcade-Art“. „Make Something Cool“ hat so viel von meiner Persönlichkeit preisgegeben wie schon lange kein künstlerisches Projekt mehr.
Mehr Kunst von Brock Davis gibt es auf
www.itistheworldthatmadeyousmall.com
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