Unendliche Geschichte

Unendliche Geschichte

Seit 20 Jahren begeistert „Final Fantasy“ Videospieler – und das über verschiedene Konsolengenerationen hinweg. Wir zeigen die Historie der Rollenspiel-Serie im Schnelldurchlauf und präsentieren die wichtigsten Wendepunkte bei ihrer Entwicklung

1987: Das Ende vom Anfang

Es ist 1983, als Masafumi Miyamoto im japanischen Yokohama die Firma Square Co., Ltd. gründet. Das Software-Studio veröffentlicht Spiele wie „The Death Trap“ für den NEC PC-8801. Bald beginnt Square für das Nintendo Entertainment System zu entwickeln – jedoch ohne großen Erfolg: 1987 steht das Unternehmen vor der Pleite. Chefentwickler Hironobu Sakaguchi beschließt, mit einem Knall aus dem Geschäft auszusteigen. Mit einem Rollenspiel, inspiriert von „Dragon Quest“ aus dem Hause Enix. Der Name des Games wird mit Bedacht gewählt: „Final Fantasy“. „Final“, da es das letzte Square-Spiel sein wird, und „Fantasy“, weil es eine märchenhafte Geschichte erzählt. Doch wider Erwarten wird das Spiel ein voller Erfolg. Der Bestseller stopft Squares Finanzlöcher und ist der Auftakt zu einer der erfolgreichsten Rollenspielserien der Spielegeschichte.

1997: Geburt des Sequenzenmonsters

Der siebte Teil von „Final Fantasy“ wird zum Neuanfang für die Serie. Es ist die erste Folge, die auch in Europa erscheint. Ist der Name der Rollenspiel-Reihe bis dato untrennbar mit Nintendos Konsolen verknüpft, erfolgt nun der Wechsel auf Sonys Playstation. Nur die 3D-fähige Konsole kann die Renderings und Polygonfiguren von „Final Fantasy VII“ darstellen, nur ihr CD-Laufwerk die großen Datenmengen bewältigen. Das Spiel stellt mit dem Wechsel von 16-Bit zu einem realistischeren Grafikstil und der Einführung von Sci-Fi-Elementen die Weichen für den Erfolg der Serie im Westen. Von nun an wird der Name „Final Fantasy“ hauptsächlich mit Zwischensequenzorgien in Verbindung gebracht – und mit einem dualen Weltbild, in dem androgyne Hauptcharaktere gegen das personifizierte Böse kämpfen.

2002: Einer unter vielen

Bis zum zehnten Teil der Rollenspielserie sind die Spieler von „Final Fantasy“ stets einsame Helden. Zwar begleitet den Hauptcharakter meist eine ganze Entourage aus computergesteuerten Figuren, menschliche Mitspieler kann das aber nicht ersetzen. Mit „Final Fantasy XI“ für PS2, PC und Xbox 360 veröffentlicht Square 2002 des-wegen sein erstes Online-Rollenspiel und gibt der Reihe ein ganz neues Gesicht. Und das wortwörtlich. Denn bis dahin sind die Geschichten aller Figuren festgeschrieben.- Nun entwerfen Spieler endlich ihre eigenen Avatare und spielen wirklich eine Rolle – gemeinsam mit Tausenden anderen Helden.

2003: Frontenwechsel

Bis Anfang des Jahrtausends ist Hironobu Sakaguchi für „Final Fantasy“ verantwortlich. Doch das genügt ihm nicht: Mit dem Cel-Shading-Film „Final Fantasy: Die Mächte in dir“ versucht er sich als Regisseur. Doch der Streifen fällt bei Kritikern und Publikum durch und spielt nur einen Bruchteil der Produktionskosten von 130 Millionen Dollar wieder ein. Das finanzielle Debakel überlebt Square nur durch eine Fusion mit dem Erzrivalen Enix. Sakaguchi verlässt die Firma und gründet sein eigenes, nur bedingt erfolgreiches Studio, Mistwalker. Nach den Rollenspielen- „Blue Dragon“ und „Lost Odyssey“ scheint sich die Ge-schichte aus Squares Anfangstagen zu wiederholen: Sakaguchis aktuelles Spiel trägt den Namen „The Last Story“.

1993-2010: Die Spin-offs

Insgesamt 28 Ableger der Marke sind bis heute erschienen. Während die Hauptserie noch immer klassisch japanische Rollenspielkost mit mehr oder weniger run-denbasierten Kämpfen bietet, sind die Spin-offs meist in anderen Genres angesiedelt: In „Final Fantasy: Tactics“ treten Spieler in isometrischen Schlachten mit kleinen Armeen gegeneinander an. Die Kämpfe sind darin viel taktischer geprägt als in den Rollenspielen, die Spieler beziehen sogar Höhenunterschiede in ihre Strategie mit ein. Die „Crystal Chronicles“-Serie, die ihr Debüt auf Nintendos Gamecube feierte, kehrt zurück zu den knuffigen Fantasy-Wurzeln der Serie und ersetzt das rundenbasierte System durch Actionkämpfe. Im Multiplayermodus können bis zu vier Spieler gemeinsam auf Monsterjagd gehen. In „Dissidia: Final Fantasy“ wiederum treten die Charaktere diverser Serienteile in Beat’em-Up-Duellen gegeneinander an. Das PSP-Spiel ist aber nicht am weitesten von der ursprünglichen „Final Fantasy“-Formel entfernt: „Dirge Of Cerberus“ ist ein Third-Person-Shooter in der Welt von „Final Fantasy VII“. Und in- der „Chocobo“-Reihe übernimmt der Spie-ler gar die Rolle des gleichnamigen geflügelten Reittiers aus „Final Fantasy“ und tritt mit ihm in Renn- und Kartenspielen an.

20??: Zukunftsweisend

Square-Enix-Präsident Yoichi Wada hat es angedeutet, und auch das kommende Line-up der Serie weist darauf hin: „Final Fantasy XIII“ könnte vorerst das letzte klassische „Final Fantasy“-Spiel werden. Bereits der Titel des kommenden PSP-Teils, „Final Fantasy XIII Agito“ (lat. antreiben), deutet auf Action statt strategische Planung hin. In „Final Fantasy XIII Versus“ für die PS3 sollen spektakuläre Kämpfe mit Feuerwaffen und Schwertern ausgetragen werden. Auch hier wird der taktische Teil der Gefechte einem actionreicheren Gameplay weichen. Ob die Serie ab sofort eine vollkommen neue Richtung einschlägt, bleibt abzuwarten. „Final Fantasy“ wird uns bestimmt weiter überraschen.
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von Christian Neeb / März 12th, 2010 /

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