Dragon Quest IX: Hüter des Himmels
Tradition in Perfektion statt Innovation - seit jeher der Leitsatz der „Dragon Quest”-Reihe. Jetzt überrascht Square Enix mit einem Nachfolger zur Singleplayer-Serie der vollkommen auf Mehrspieler ausgerichtet ist
DS | Entwickler Square Enix, Level 5 | Publisher Nintendo | Termin 23. Juli 2010 | Preis 40 Euro | USK 6 | Spieler 1-4
In Japan ist „Dragon Quest“ ein fester Bestandteil der Videospielkultur. Seit 24 Jahren begeistert die Serie dort mit immer besserer Spielmechanik und einer Präsentation auf höchstem Niveau. Im Westen jedoch waren die Rollenspiele nie so erfolgreich wie ihr Konkurrent „Final Fantasy“. Der neunte Teil, „Hüter des Himmels“, bereichert die Reihe jetzt um einen Mehrspielermodus. Ob das für den Durchbruch außerhalb Japans reicht?
Worum geht’s? Als Schutzengel eines Dorfes sorgt der Spieler für das Wohl der Bevölkerung. So lange, bis der Himmelsbote aller Kräfte beraubt aus den Wolken fällt. Um zu klären, warum Heiligenschein und Flügel weg sind, bereist der Spieler in der Iso-Perspektive Fischerdörfer und Königspaläste. Dort hilft er in umfangreichen Quests den Bewohnern. Zum Beispiel, indem er nach einem Heilmittel für eine Seuche sucht. Dabei tritt er mit bis zu drei Begleitern in rundenbasierten Kämpfen gegen Ungeheuer an und verbessert die Fähigkeiten seiner Recken. Über die kabellose DS-Verbindung können bis zu vier Spieler gemeinsam Monster erledigen, zum ersten Mal in der Seriengeschichte muss der Spieler also nicht mehr alleine losziehen. Leider ist der Ausrichtung auf den Multiplayermodus ein Kernelement der Serie zum Opfer gefallen: Die Narration der „Dragon Quest“-Spiele lebte stets von den starken Charakterzeichnungen der Gruppenmitglieder – nun wird deren Persönlichkeit nicht mehr von den Entwicklern kreiert, sondern von den Spielern entworfen. An diesen liegt es also nun, ihre Figuren mit Leben zu füllen – ein Ausdruck der Annäherung japanischer Rollenspiele an den Westen. Erzählt ist auch der neunte Teil meisterlich – in Geschichten um Liebe und Verlust, die berühren und die dabei so luftig inszeniert sind wie ein Anime von Studio Ghibli.
Wie sieht’s aus? Wenn im Zeichentrick-Intro die Titelmelodie von Koichi Sugiyama erklingt, geht Serienkennern das Herz auf. Seine Kompositionen verschmelzen mit dem Charakterdesign von „Dragon Ball“-Schöpfer Akira Toriyama zu einem süßen Klumpen Glücksgefühl. Man fühlt sich wie beim Gameboy-Spielen auf Omas Sofa, als man noch klein war. Und auch die Monster präsentieren sich in knuffigster 3D-Optik. Sie winken, rollen mit den Augen und legen im Gefecht schon mal ein Tänzchen aufs Parkett. Zwar stehen unwichtige Nebenfiguren nur als flache Sprites in der Landschaft herum, die Helden jedoch zeigen optisch Tiefe. An ihren Körpern bauscht und beult sich die getragene Kleidung – egal ob Ritterrüstung oder Häschenkostüm.
Was uns begeistert Der Sprachwitz von „Dragon Quest IX“. Die großartige Übersetzung der Texte bindet gekonnt deutsche Dialekte in das Fantasy-Setting ein. Das wirkt erstaunlicherweise nie aufgesetzt, sondern immer so, als hätten die Programmierer in Japan bei der Erschaffung der Figuren schon deren norddeutsche Dialoge im Kopf gehabt. Eine Fischersfrau im Dörfchen Labskaus: „Kiekt mol. Mine Hände. Die sin’ ja wohl total gesmiedig, nich?“ Stimmt! So gesmiedig geiht dat nur mit „Dragon Quest“
Fazit Unverkennbar „Dragon Quest“ - und doch neu. Der neunte Teil erweitert makelloses Gameplay und Präsentation um einen Mehrspielerpart.
Für Freunde von „Breath Of Fire“, „Rogue Galaxy“, „Dragon Ball“
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