Kopfsache

Kopfsache

Ist es tatsächlich möglich, Spiele mit Gedankenkraft zu steuern? Wir haben die futuristische Technologie ausprobiert Wenn Bewegungssteuerung bald auf allen Konsolen zum Standard gehört, stellt sich die Frage: Was kommt wohl nach dem Rumgehampel? Eine Möglichkeit wäre die vollkommen bewegungslose Steuerung, das heißt: Kein Imitieren von Sportarten mehr, kein Herumspringen oder Balancieren, kein Controller, keine Kamera, die den Spieler erfasst – das ganze Spiel würde alleine per Gedanken gesteuert. Das klingt futuristisch, gibt es aber schon: Die amerikanische Firma Neurosky bietet mit dem „Mindset“ ein Gerät an, das bereits heute Gedanken lesen kann. Zumindest in Grundzügen.Das „Mindset“ sieht auf den ersten Blick wie ein normaler Kopfhörer aus. In seiner linken Ohrmuschel jedoch sind drei silberne Kontaktplättchen angebracht, und mit einem beweglichen Bügel wird ein weiterer Kontakt auf der Stirn platziert. Per Bluetooth nimmt das „Mindset“ Kontakt mit dem Computer auf und sendet, was sich im Kopf des Trägers abspielt – natürlich keine Gedanken in Klartext, sondern die Werte verschiedener Gehirnströme. Die kann man sogar sichtbar machen. Im mitgelieferten Programm „Brainwave Visualizer“ werden sie als Alpha-, Beta-, Gamma-, Delta- und Theta-Frequenzen dargestellt. Und siehe da: ganz schön was los in so einem Hirn. Wie bei einem Bildschirmschoner wabern die bunten Linien beständig hin und her. Interessant ist zu beobachten, wie sich die Wellen bei unterschiedlichen Beschäftigungen verändern. Über eine Schnittstelle zu iTunes werden sogar die Auswirkungen verschiedener Lieder sichtbar. Ein klares Bild mit stetem Ausschlag in eine Richtung ergibt sich allerdings nicht – dafür passiert zu viel auf einmal im Hirn. Zudem sind die Ströme so schwach, dass bereits ein Augenzwinkern einen viel stärkeren Impuls auslöst. Bisher lassen sich daher nur zwei Gemütszustände zuverlässig erkennen: Konzentration und Entspannung. Im Spiel „Adventures Of Neuroboy“ kann darüber die Spielwelt beeinflusst werden. Ganz herkömmlich wird Neuroboy mit Tastatur und Maus durch einen „Arena-Park“ gesteuert. Ein paar Bälle liegen dort herum, es gibt Autos, Steine und Fässer. Vier Fähigkeiten darf Neuroboy an ihnen ausprobieren, die jeweils durch Konzentration oder Entspannung gesteuert werden: wegstoßen, heranziehen, schweben lassen und in Brand setzen. Es ist verblüffend, wie ein angewähltes Objekt tatsächlich in die Luft steigt, wenn man es schafft, sich zu entspannen. Selbst über brennende Autos kann man sich freuen, wenn man sie allein durch Gedankenkraft entzündet hat. Auch wir hätten gern gesehen, dass der Neuroboy komplett per „Mindset“ gesteuert wird und nach links läuft, wenn der Spieler „links“ denkt. Dazu versteht die Wissenschaft aber heutzutage unsere Hirnstöme noch nicht genug. Gedanken weiter aufzuschlüsseln wird noch Jahre dauern. Der Hersteller weiß, dass er erst am Anfang steht und bietet das „Mindset“ deswegen vor allem Entwicklern an, die das Interface integrieren möchten. Die Entwicklungssoftware gibt es kostenlos, und sie wird stetig weiterentwickelt. Erst kürzlich wurde zum Beispiel die „Augenzwinkern“-Erkennung hinzugefügt. Im Spiel „Blink Zone“ können damit Feuerwerksraketen gezündet werden. Wie lange es dauert, bis das „Mindset“ zum echten Knaller wird, weiß also noch niemand – aber manchmal geht so etwas ja schneller, als man denkt. Mindset, 150 Euro, www.neurosky.com
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von Chris Rotllan / August 22nd, 2010 /

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