Die Anderen
Wer sich eine Konsole kaufen möchte, steht vor der Wahl, ob er Nintendo, Sony oder Microsoft sein Geld zustecken will. Es gibt aber auch Alternativen: Gerade wurden die ersten Exemplare des Open-Source-Handhelds Pandora ausgeliefert, und in Brasilien spielt man lieber Zeebo statt Playstation. Hier sind sechs Konsolen-Geheimtipps
Der Exot: Zeebo
Keine Konsole zeigt sich in einem schöner geschwungenen Gehäuse als die seit 2009 in Brasilien und Mexiko erhältliche Zeebo. Unter der silbrigen Haube steckt jedoch nicht mehr Rechenkraft als in einem Handy. Dazu passt, dass Spiele für die Zeebo über das Mobilfunknetzwerk vertrieben werden und nicht über das in diesen Ländern weniger dicht geknüpfte Internet. Firmen wie Popcap oder das Hamburger Studio Fishlabs verkaufen über den Zeebo-Shop angepasste Portierungen ihrer Hits wie „Peggle“ oder „Galaxy On Fire“, die man sich direkt auf die Konsole lädt. Dazu gibt es auf das Niveau der ersten Playstation heruntergerechnete Versionen von „Resident Evil 4“ und „Fifa 09“. Da die Kosten für Datenträger und Verpackung wegfallen, zahlt man für einzelne Spiele zwischen fünf und 15 Dollar. Der Preis ist entscheidend, denn während sich die Zeebo hierzulande niemals gegen Xbox 360 oder Playstation 3 durchsetzen könnte, trifft sie in Südamerika auf einen finanzschwachen Markt. Das beste Zubehör für die Zeebo ist der Bumerang-Controller, der krumme Bruder der Wiimote. Der gleichnamige amerikanische Hersteller will die Zeebo im kommenden Jahr auch in China herausbringen. 120 Euro,
www.zeeboinc.com
Der Fälscher: Zone Mini
In Homeshopping-Sendungen und Online-Verkaufsportalen wird die Zone Mini als gleichwertiges Konkurrenzprodukt zu den Konsolen von Nintendo & Co angepriesen. Tatsächlich erhalten jedoch Spieler, die bereit sind, für dieses Gerät Geld auszugeben, lediglich ein mit 35 dreisten Kopien von Arcade-Klassikern bespieltes Stück Plastik-Trash. Nach dem ersten Schock über die unterirdische, zusammengeklaut wirkende Grafik und teils sogar von Spiel zu Spiel identische Dudelmusik, die sich selbstsicher mit Monophonie begnügt, hat die Zone Mini jedoch eine gehörige Portion Charme. Wo sonst kann man schließlich einen „Galaga“-Klon spielen, der vor das Bild einer blühenden Wiese gesetzt und folgerichtig in „Bee Eliminator“ umgetauft wurde? Wo sonst gibt es ein Tischtennisspiel ohne Schläger oder eine „King Of Fighters“-Kopie names „Super Fighter“ mit dem nach einem Hersteller von Frühstücksflocken benannten grünohrigen Muskelelf Kellogg? Aufgrund ihres hohen „Das glaub ich jetzt echt nicht“-Faktors ist die kleine Konsole nebst drahtlosem Gamepad das ideale Mitbringsel für jede Nerd-Geburtstagsparty. 20 Euro,
www.ebay.de
Der Weltoffene: Caanoo
Für ihr Handheld GP2X und dessen Nachfolger Wiz erhielt die koreanische Firma Gamepark Holdings in den vergangenen Jahren viel Lob – vor allem von Videospielern mit Hang zur Selbstbestimmung. Auf beiden Konsolen laufen nämlich selbstgeschriebene Programme wie Emulatoren alter Arcade-Automaten oder E-Book-Reader. Während sich Nintendos DS und Sonys PSP gegen jeden Eingriff von außen sperren, zeigten sich die Gamepark-Konsolen stets offen für die Experimentierfreude ihrer Nutzer. Das gilt auch für das neue Mitglied der Konsolenfamilie, das im Vergleich zu seinem Vorgänger wesentlich formschönere Caanoo. Neben einem größeren Touchscreen verfügt das Handheld über einen griffigen Analogstick und einen Neigungssensor. Filme, Musikdateien und Programme werden auf SD-Karte oder USB-Stick gespeichert und lassen sich über ein schlichtes Menü aufrufen. Vom offiziellen – in holprigem Englisch verfassten und etwas dubiosen – Webportal www.fungp.com kann man sich gegen wenig Geld Puzzle- und Rhythmusspiele herunterladen, wenn man sich traut. Oder man stöbert auf www.openhandhelds.org nach kostenlosen Games und Anwendungen. Praktisch für Künstler: Die Software „Grafx 2“ verwandelt das Caanoo in einen Skizzenblock. 140 Euro,
www.gp2x.de/shop/index.php
Der Kindergärtner: V Smile Motion
Früh übt sich, wer ein Spielejunkie werden will. Die kindersicher abgerundete Konsole V Smile Motion der Firma Vtech macht Kinder im Alter von drei bis acht Jahren mit den grundlegenden Mechanismen von Videospielen vertraut – und nebenbei sollen sie auch noch etwas fürs Leben lernen, schließlich trägt die Konsole den Untertitel „Aktives Lernspiel-System“. Und in der Tat: Die auf wurf- und trittresistenten Modulen ausgelieferten Disney-Games wie „Micky Maus Wunderhaus“, „Cars: Vollgas in Radiator Springs“ oder „Tinkerbell“ spielen sich allesamt wie eine interaktive Aufbereitung der Sesamstraße: Buchstaben müssen den Namen von Comic-Figuren zugeordnet werden, in denen sie vorkommen; Motive auf vorbeifahrenden Lastwagen gehören gemerkt und wiedererkannt. Die Konsole selbst kommt genauso farbenfroh daher wie die Spiele. Besonders der griffige Controller überzeugt, lässt er sich doch durch einen auf der Rückseite eingelassenen Drehschalter leicht von einer Variante für Rechtshänder in eine für Linkshänder umpolen. Zudem kann ein Mikrofon zum schiefen Mitgrölen an die Lernkonsole angeschlossen werden. 70 Euro,
www.vtech.de
Der Tausendsassa: Pandora
Seit Jahrzehnten erstellen Gruppen von Programmierern in Eigenregie hochwertige Software, von Computerspielen über Office-Pakete bis zum Betriebssystem. Könnte man sich also nicht auch in puncto Spielehardware von den Konzernen emanzipieren? Diese Frage hat sich vor drei Jahren eine Runde von internationalen Programmierern und Hobby-Ingenieuren gestellt. Ihre Anwort heißt Pandora. Die leis-tungsstarke Kreuzung aus Netbook und Handheld-Konsole wurde von der Platine bis zum Gehäusedesign in Gemeinschaftsarbeit entwickelt. Nachdem die anvisierte Markteinführung zum Weihnachtsgeschäft 2008 nicht eingehalten werden konnte, werden seit Mai dieses Jahres die ersten Exemplare an Vorbesteller ausgeliefert. Bis Ende November soll die Erstauflage von 4000 Stück fertig sein. Wer Geduld hat und bereit ist, den Kaufbetrag im Voraus zu zahlen, kann sich auf ein Kraftpaket freuen: Die Konsole bietet flüssige 3D-Grafik, einen Touchscreen, der so groß ist wie der Bildschirm der PSP, zwei Analogpads und eine erstaunlich benutzerfreundliche Tastatur. Die Programme – Browser, Musiksoftware, Texteditoren und jede Menge Spiele – werden von der Community gratis zur Verfügung gestellt. 330 Euro,
www.openpandora.org
Der Tüftler: El Jugador
Wer wissen möchte, wie es im Inneren einer Spielkonsole aussieht, kann die Xbox oder seinen alten Gameboy natürlich einfach aufschrauben. Er kann sich aber auch den Bausatz für den El Jugador bestellen, eine Mini-konsole der Firma Gadget Gangster in Kalifornien. Mikroprozessor, Widerstände und Anschlussbuchsen müssen dann natürlich erst auf die Platine gelötet werden, bevor das Spiel beginnen kann. Das schafft Nähe und schärft das Bewusstsein für das Wunder der Feinelektronik. Zu mehr als mittlerer SNES-Grafik reicht es zwar nicht, aber die ist ja auch nicht wirklich hässlich. Fortgeschrittene schreiben dem El Jugador in Programmiersprachen wie Basic oder C eigene Spiele auf den Leib. Schummler bestellen sich das Gerät im bereits zusammengelöteten Zustand und laden sich Spiele wie die „Tetris“-Kopie „Spintris“ oder einen „Breakout“-Klon namens „Ball Buster“ einfach aus dem Netz auf eine SD-Karte. 30 Euro (Bausatz und Controller),
www.gadgetgangster.com
Tags:
GEE 57,
nur_vorschau