Schöner wohnen

Schöner wohnen

Feng Shui bedeutet "Wind und Wasser" und ist die Lehre, mit deren Hilfe der Energiefluss in Räumen optimiert wird. Das hört sich esoterisch an, wird aber sogar in unserer westlichen Welt von Firmen wie Sport Kaap, Tchibo oder British Airways eingesetzt. Und das mit messbarem Erfolg – seien es leistungsfähigere Mitarbeiter oder steigende Abverkäufe von Waren. Sogar das Disneyland Hongkong wurde nach Feng Shui-Regeln gestaltet. Warum also nicht auch das Haus von Gina und Jan Spader, unseren Redaktions-Sims aus "Die Sims 2"? GEE traf sich mit dem Feng Shui-Berater Steffen Gill

Bei einer Feng-Shui-Beratung geht es darum, den Fluss des Chi, heißt: der Energie, im Haus zu optimieren. Am Anfang einer solchen Beratung schaut der Experte erst mal auf den Eingang des Hauses. Schließlich wird die Haustür gleichgesetzt mit dem Mund. Alles, was ins Haus kommt, geht durch diese Tür. „Der Weg von der Straße zur Tür ist zu direkt“, erklärt Steffen Gill, „der ganze Qualm, Lärm und Dreck von draußen kann so völlig ungehindert ins Haus gelangen. Wenn das Haus weiter weg von der Straße stehen würde, wäre das besser.“ Leider kann man das Haus nicht einfach verschieben. „Eine andere Möglichkeit wäre ein indirekter Weg, ein geschlungener Pfad. Der verursacht eine Entschleunigung. Wenn jemand gestresst von der Arbeit nach Hause kommt, vor dem Haus parkt und dann direkt ins Haus läuft, nimmt er die ganze schlechte Energie mit ins Haus. Auf einem längeren oder geschlungenen Pfad käme er ganz automatisch zur Ruhe.“ Klingt logisch, lässt sich mit den standhaft quadratischen Wegplatten aus dem Sims-Baukasten aber leider nicht bewerkstelligen. „Man sollte außerdem versuchen, das Haus harmonisch in die Natur einzugliedern. Je fließender der Übergang, desto besser. Eine homogene Verbindung zwischen der schnellen Außenwelt und dem Inneren des Hauses schaffen wir am besten durch ein Blumenbeet. Wenn was wächst, ist das immer gut. Am besten wäre es, das komplette Haus in ein Blumenbeet einzufassen.“ Ein wirkliches Problem ist die Mülltonne: „Essensreste vor dem Haus, das ist so, als hätte man was zwischen den Zähnen hängen. Der Eingang des Hauses ist schließlich das Gesicht.“ Leider kann auch die Mülltonne nicht nach den Regeln des Feng Shui umgestellt werden. „Überwachsen lassen oder in einen Container stellen“ funktioniert ebenso wenig. Auch das Vordach ist nicht optimal. Die Ecken sind zu scharf, das Ganze zu spitz. „So wird die Energie weg vom Eingang nach oben gezogen, und der Eingangsbereich wird zu sehr abgedunkelt.“ Dafür sind die beiden neuen Pflanzen vor dem Eingang ideal: „Die haben jetzt eine Wächterstruktur. In etwa so wie die Löwen vor den Chinarestaurants. Außerdem filtern sie die Luft.“ Insgesamt haben wir so schon ein gutes Gesicht für das Haus geschaffen. Eine perfekte Ergänzung wäre jetzt noch eine halbrunde Fußmatte vor der Tür, aber schon wieder lässt uns das Spiel im Stich. Eine halbrunde Fußmatte ist in den Inventarlisten nicht aufzutreiben. Hoffentlich geht’s drinnen besser weiter. Die Situation im Eingangsbereich war überhaupt nicht gelungen. Dieser Teil der Wohnung ist das Erste, was Besucher beim Betreten des Hauses zu sehen bekommen. Damit sie sich wohlfühlen, sollte der Raum sie freundlich begrüßen. Und natürlich ist ein netter Empfang im eigenen Haus auch für das eigene Wohlbefinden sehr wichtig. „Wenn man nicht gerade ein fanatischer Dart-Fan ist, hat so eine Scheibe im Eingangsbereich nichts verloren.“ Ganz zu schweigen von der Gefahr, nach dem Duschen von einem Pfeil getroffen zu werden. Denn neben der Dartscheibe kommt sofort die Badezimmertür. Das ist wirklich nicht das, was den ersten Eindruck einer Wohnung bestimmen sollte. „Der Raum bekommt dadurch eine zu große Aufmerksamkeit. Als sei das der wichtigste Raum hier im Haus.“ Das Problem haben wir mit dem schicken Bild schnell gelöst: „Was jetzt passiert, ist, dass die Frau auf dem Bild die Menschen direkt begrüßt und außerdem den Focus auf sich zieht, weg von der Tür. Das ist 3000 Prozent Chi“, scherzt Gill. „Aber es muss natürlich die Ehefrau sein.“ Schon klar. (Die Dartscheibe hängt jetzt übrigens im Keller.) Im Idealfall sind es nicht nur die Menschen, die in einem Haus leben. Der Feng-Shui-Berater versucht das Haus so zu gestalten, dass die Energie fließen kann. Und wenn das hinhaut, wird auch vermeintlich toten Gegenständen Energie zugeführt und im besten Fall das ganze Haus belebt. Um das auch für unsere Sims möglich zu machen und damit auch hier im Eingangsbereich schon etwas Leben im Haus ist, haben wir Tischchen und Pflanze zum Bild gesellt. „Die Farbe ist zwar ein bisschen heftig, und die Form ist auch wild, aber die Richtung stimmt. Die Badezimmertür fällt schon gar nicht mehr auf.“ Manchmal hilft es also, wenn man etwas dicker aufträgt. Um den Effekt von Bild, Blume und Tisch noch zu verstärken und den Raum zu beleuchten beziehungsweise freundlich aufzuhellen, montieren wir noch eine Deckenlampe: „Die hellt nicht nur die Mitte auf, sondern verhindert zusätzlich, dass das Chi zur Badezimmertür abfließt.“ Die architektonischen Voraussetzungen waren nicht gerade gut, aber so ist der Eingangsbereich wirklich akzeptabel. Perfekt wäre es mit einem dicken roten Teppich zwischen Eingangs- und Badezimmertür gewesen. „Der stoppt das Chi und verteilt es im Raum.“ Aber den konnten wir im Menü der Bodenbeläge leider nicht finden. Im Ess- und Kochbereich der Wohnung waren einige Änderungen nötig. Ein Spiegel hat über dem Esstisch nichts zu suchen, „der muss weg“, stattdessen haben wir das Fenster kurzerhand verschoben. In die Mitte des Raumes, sozusagen über den Tisch. Ein Vorhang ist super. „Das hält die Energie im Haus.“ Außerdem wäre der Platz sonst völlig ungeschützt vor Einflüssen von draußen, Spannern zum Beispiel. Der Tisch ist für diese Art von Essecke okay, alle größeren Modelle waren zu klotzig und versperrten den Weg zur Küche. „Ein dritter Stuhl noch dazu, bitte, das macht das Ganze etwas geselliger.“ Weil diese Stühle so noch ein bisschen verloren um den Tisch rumstehen, haben wir noch eine Lampe über den Esstisch gehängt. „Lampen, die nach unten strahlen, schaffen durch das Licht noch mal einen eigenen Raum. Die Essecke wird dadurch viel kommunikativer, hier kann die Familie zusammenkommen.“ Die Küchenzeile war selbst nach Regeln des gesunden Menschenverstandes nicht gut eingerichtet. Herd neben Kühlschrank geht gar nicht. Steht sogar im Ikea-Katalog. Auch beim Feng Shui gehören Heiß und Kalt nicht direkt nebeneinander. Das Problem ließ sich durch umstellen lösen. Herd, Spüle und Kühlschrank stehen nun getrennt. Die Mikrowelle wurde komplett verbannt: „Mikrowellen zerstören das Essen, es wird zwar heiß, hat aber überhaupt keinen Nährwert mehr. Es macht einfach nur satt, ohne dem Körper etwas zu geben.“  Stattdessen gibt es jetzt eine Küchenmaschine zum Zubereiten frischer Säfte. Dazu noch Grill und Espressomaschine. Der Mülleimer wurde unter die Spüle gestellt, dort erfüllt er seine Funktion hervorragend und stört nicht länger den Gesamteindruck. Außerdem haben wir zwei Hängepflanzen angebracht, um Raumgifte aus der Luft zu filtern. „Dass Pflanzen die Luft reinigen, weiß jeder. In Räumen ist das sogar messbar.“ Zudem schaffen sie Lebendigkeit und „überbrücken die Barriere zwischen Natur und Raum“. Ein nicht unwesentlicher Punkt, denn „ein Problem ist, dass wir 90 Prozent unserer Lebenszeit in Häusern verbringen“. „Und Pflanzen sind schlauer, als man denkt: Die haben richtige Sinne und können über die Luft kommunizieren. Wenn du so eine Pflanze drinnen stehen hast und die mit der Außenwelt in Kontakt steht, hat auch der Raum einen Kontakt zur Außenwelt. Die Pflanze macht also viel mehr, als da nur rumzustehen.“ Im Schlafzimmer muss zuerst das Flugzeug über dem Bett entfernt werden. „Das bringt zu viel Unruhe rein. Darunter würde man schlecht träumen und keine Ruhe finden.“ Das gilt ganz besonders für das Flugzeug, aber „auch für andere Sachen, die einem über dem Kopf hängen“. Außerdem ist das ein Kriegsflugzeug, „schnell weg damit“. Starke Turbulenzen im Schlafzimmer sollte man also so weit wie möglich vermeiden. Zweites Problem im Schlafzimmer: der alte Bauernschrank. „In so alten Möbeln sind immer viele Geschichten gespeichert. Wenn man sich für etwas Antikes entscheidet, sollte man sich darüber informieren, woher es kommt. Man möchte ja nicht, dass die Energie der Großeltern über das eigene Sexualleben wacht. Also raus mit dem Schrank!“ Stattdessen besser zwei frische Kommoden aus unbelasteten Materialien. So gibt es auch genug Platz, um das Bett besser auszurichten. Bett unter dem Fenster geht nämlich nicht. Allein schon wegen des Luftzuges. Aber auch wegen der Energie. Ein Fenster ist immer eine Öffnung, und je offener ein Bereich, desto mehr bewegt man sich mit seinen eigenen Energien nach draußen. „Gerade im Schlaf braucht man einen gut geschützten Bereich.“ Den gönnen wir unserem Sim, und deshalb steht das Bett jetzt gegenüber vom Fenster. Die drei neuen chinesichen Wandteppiche neben dem Bett verstärken den Schutz noch. „Die abgebildeten Pflaumenblüten bringen Glück und sind sehr romantisch. Außerdem bilden die Zweige des Baumes ein schützendes Dach über dem Schlafenden.“ Alternative zu den Teppichen wäre ein Bild mit vielen Rottönen gewesen. Die Motive auf den Bildern sind also sehr wichtig und können unterschiedliche Wirkung haben. So ist das jetzt schon „eine perfekte Umgebung zum Schlafen“. Der Schminktisch mit Spiegel und der Stuhl stehen in der Ecke, weil sie nützlich sind. Wichtig: Spiegel nicht vor oder neben das Bett, „höchstens darüber, an die Decke“, lacht Gill. Der Blick vom Bett aufs Fenster ist sehr gut. Durch die Blume davor wird es noch lebendiger. Das ist das Erste, was man am Morgen sieht, und „gibt einem jeden Tag aufs Neue die Idee von einem guten Tag“. Die angebotene riesige Liebesapfelskulptur hätte im Schlafzimmer natürlich einen super Symbolwert gehabt, war aber zu massiv. Und beim Siegerpokal samt Sockel drängt sich der alte Witz vom allabendlichen Matratzensport-Wettbewerb auf. Also weg damit. „Die Figur ist super da auf dem Tischchen!“ Endlich mal was richtig gemacht bei der Einrichtung dieser Simsbehausung. „Die bringt Aktivität ins Wohnzimmer rein. Bewirkt, dass man nicht zur Couch-Potato wird, sich auch mal bewegt und nicht nur regungslos vorm Fernseher sitzt.“ Das funktioniert nicht mit jeder Figur, „aber diese Spezielle hier ist gut.“ Doch: „Der Tisch ist noch nicht so klasse, lieber ruhiger und runder, den chinesischen vielleicht.“ Wird gemacht. Die Wand hinter dem Fernseher war einfach zu leer und bot sich an für ein weiteres Bild. Das mit der Brücke „gibt dem Raum eine Weite. Die Brücke in dieser Perspektive gibt so einen ,Phönix‘“, heißt: Weitblick, „dadurch wird der Raum nach außen geöffnet.“ Ein Porträt wie im Flur wäre an dieser Stelle falsch, denn man käme sich beim Fernsehen oder Zocken ständig beobachtet vor. Die zusammengewürfelte Sessel-Sofa-Kombi fällt eiskalt durch: „Das sieht wirklich zu schlecht aus mit diesem Sessel, der nicht zum Sofa passt. Können wir da nicht etwas anderes nehmen?“ Klar können wir. Wir müssen nur schnell die Badewanne aus dem ersten Stock verkaufen, um wieder genug Geld zur Verfügung zu haben. Und wie man sieht, hat sich die Investition gelohnt. Das Wohnzimmer ist gleich viel heimeliger. Sowieso sehr schön zu sehen, dass die Räume auch ohne das Wissen um Energie, Wind, Wasser und den Fluss des Ganzen einfach hübscher aussehen nach der Feng-Shui-Beratung. Um den eher intimen Wohnzimmerbereich etwas abzugrenzen vom Rest der Wohnung, „muss da noch was stehen auf der Grenze zum Eingangsbereich, um eine räumlich Trennung zu schaffen“. Haben wir mit einer prächtigen Zimmerpflanze gelöst. Der Geldbaum auf der anderen Seite des Fernsehers schafft nicht nur ein optisches Gleichgewicht, sondern bringt mit etwas Glück auch noch Reichtum ins Haus. Kleiner Tipp zum Nachmachen: Der Geldbaum sollte immer schön groß sein. Denn in diesem Fall heißt es: Viel hilft viel. Vorhänge vor den Fenstern sind in diesem Bereich der Wohnung unabdingbar. Ganz besonders hier, weil die Fenster nach vorne auf die Straße zeigen. Mit den Vorhängen kann man sich auch mal abschotten von der Außenwelt. Auf die Frage, ob denn auch die Spielkonsole, auf der die Sims immer mal wieder gerne eine Runde „SSX3“ spielen, stehen bleiben darf, erwidert Steffen Gill mit einem Schmunzeln: „Hey, Jungs, das ist doch eine Fangfrage. Natürlich bleibt die  Spielkonsole stehen.“ Vielen Dank an Steffen Gill. Weitere Infos zu Feng Shui oder Beratungstermine für die eigene Sims-Bude gibt’s unter www.goodfengshui.de
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von Volker Hansch / Oktober 10th, 2004 /

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