Mario Strikers Charged Football

Mario Strikers Charged Football

Mit "Mario Kart" hat Nintendo das Rennspielgenre auf den Kopf gestellt. Jetzt wird das Fußballfeld umgepflügt

Sport in Marioland - braucht es das? Reicht es nicht, Pilze zu sammeln,Prinzessinnen zu retten und ab und zu mal eine Party zu feiern? Musste man uns da auch noch mit Tennis und Golf kommen? Und jetzt mit Fußball? Und dann auch noch auf der Spaßkonsole Wii? Da sollten doch eigentlich alle "Fifa"- und "PES"-Spieler umgehend auf die Barrikaden steigen. Müssen sie aber gar nicht. Denn mit Fußball hat dieses Spiel nicht wirklich viel zu tun. Zumindest nicht, wenn man ein strenger Regelwerksverfechter ist und Realismus für den Himmel aller Videospielfreuden hält. Nun ja. Immerhin braucht man Fernbedienung und Nunchuk, um "Mario Strikers" zu spielen. Und letzterer gibt einem zumindest ein wenig von dem Steuerungsgefühl, das man auch von anderen Konsolen und Sportspielen kennt.

Worum geht's?

Nicht wenige sind von Sportspielen, bei denen man gleich ein ganzes Team lenken muss, hoffnungslos überfordert und konnten so bislang nur bei "Libero Grande" glänzen, da man bei diesem Fußballgame-Sonderling wirklich nur den letzten Mann hinter der Abwehr steuert. Für diese Spielermehrheit heißt es aufatmen. Es wird lediglich fünf gegen fünf gespielt, die Torwarte machen prin-zipiell fast alles von alleine, und das Spielfeld hat eine übersichtliche Größe. Man bekommt also keinen Knoten im Gehirn, weil man bereits mit der Auswahl der taktisch am günstigsten stehenden Spieler seine Probleme hat, während das Gegenüber ein Tor nach dem anderen schießt. Und es wird noch besser, denn auch um Abseitsfragen, Entscheidungen, ob der Ball im Aus war oder welches Foul noch gerade so durchgeht, muss man sich keine Gedanken machen: Schieds- und Linienrichter gibt es nicht. Man kann also den Gegner gnadenlos ummähen, und - fantastisch! - man bekommt sogar hinterher die Anzahl geglückter Blutgrätschen angezeigt. Gewinner ist natürlich trotzdem derjenige, der die meisten Tore schießt. Viele kann man, wenn man den Ehrgeiz besitzt, natürlich aus dem Spiel schießen - wenn einem Dribbeln liegt. Es geht aber auch schneller, beispielsweise mit dem praktischen Megaschuss. Befindet man sich in günstiger Schussposition, hält man den B-Knopf gedrückt, eine kleine Anzeige erscheint, und wenn man den richtigen Moment abpasst, kann man dem gegnerischen Torwart bis zu sechs Bälle mit Wumms um die Ohren hauen. Das passiert automatisch. Der Gegner hat in der Zeit alle Hände voll zu tun, die Schüsse abzuwehren, indem er mit der Fernbedienung auf die kometenhaft heransausenden Bälle zeigt und sie mit der A-Taste kaputtschlägt. So kann das 6:0 schon nach wenigen Minuten stehen. Außerdem kann man wie bei "Mario Kart" Items wie Bananenschalen, Bomben und Schildkrötenpanzer sammeln, um die Gegenspieler von den Füßen zu holen. Zwei der drei verfügbaren Stadien bergen eingebaute Fallen (beispielsweise grantige Steinbrocken, die einem auf den Kopf fallen, oder Wirbelstürme, die halbe Bauernhöfe hageln lassen) und Hindernisse, gegen die jeder Spargelacker AOL-Arena-Qualitäten hat.

Wie sieht's aus?

Optisch ist verlässliche Nintendo-Qualität angesagt: Bunt und knubbelig die altbekannten Charaktere, putzig die Trikots, in die man Buu Huu und Co gesteckt hat. Dennoch herrscht permanente Kriegsstimmung, denn die Örtlichkeiten sind alles andere als einladend und teilweise geradezu düster.

Was uns begeistert

Die wahnwitzige Mischung aus komplett spielfremdem Irrsinn (6:0 in fünf Sekunden) und gehässigem Herumgeknüppel ("Ha! Ich bin der Blutgrätschengott!") ist ganz und gar fantastisch. Besonders im Vierspielermodus. Am besten trifft man sich mit drei echten "Fifa"-Könnern und sieht genüsslich dabei zu, wie sich erst Unglauben in ihre Gesichter schleicht, dann der Unterkiefer herunterklappt und sich schließlich vor Wut ihre Nüstern blähen, während ihre Figuren auf gemein platzierten Bananenschalen ausrutschen oder Donkey Kong mal wieder die Hände benutzt. Wenn man alle Fußizocker im Freundeskreis durch hat, kann man immer noch und erstmals auf der Wii online mit Gleichgesinnten spielen.

Was uns nervt

So praktisch die Megaschuss-Option auch ist, um aufzuholen: Sie führt zur Unterbrechung des Spielflusses und bringt faule Menschen dazu, überhaupt keine Anstalten mehr zu machen, aus dem Spiel heraus ein einzelnes Tor zu schießen. Und das wird schnell langweilig.

Fazit

Auch wenn "Mario Strikers" kein so zeitloser Spaßgarant wie "Mario Kart" ist, hat Nintendo es mit seiner Version eines Fußballspiels dennoch erneut geschafft, aus einem sonst eher trockenen Genre eine amtliche Party zu machen. Für Freunde von "Mario Kart", "Sega Soccer Slam", "Mario Party" Text: Sonja Müller
Tags: , , , , , ,
von Volker Hansch / Juli 10th, 2007 /

Comments are closed.