Abschnitt

Als vor einiger Zeit ein mit wackliger Handkamera gefilmter Abschnitt des morgen erscheinenden „Modern Warfare 2” im Netz auftauchte, rieben sich deutsche Gamer verdutzt die Augen. In der Szene übernahm der Spieler die Kontrolle über eine Spielfigur, die über einen Flughafen marschiert und flüchtende Zivilisten erschießt. Und dieses Spiel sollte hierzulande ungeschnitten erscheinen? Das hatte zumindest Publisher Activision behauptet. In der Zwischenzeit erhitzten sich die Gemüter über die „Flughafen-Szene”. Handelte es sich um eine kalkulierte Geschmacklosigkeit, mit der die Entwickler einen möglichst großen Presserummel um ihr Spiel erzeugen wollten? Oder um einen lange überfälligen Ausbruch aus den Schwarz-Weiß- Schemata in der Ethik westlicher Shooter. Derweil sickerten mehr Details zu dem Spielabschnitt durch. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Undercover-Agenten, der um seine Tarnung nicht zu gefährden, in das Attentat involviert ist. Das Spiel warnt vor der Szene und bietet die Möglichkeit, sie zu überspringen. Trotzdem blieb es ein Rätsel, wie „Modern Warfare 2” mit derart kontroversem Inhalt durch die strengen Kontrollen der USK gelangen konnte, ohne eine Verweigerung der Alterskennzeichnung zu erhalten. Nun ist das Geheimnis gelöst. Man ist nach wie vor an dem Anschlag beteiligt. In der deutschen Version halten nur die KI-Terroristen mit der Waffe drauf. Tötet der Spieler Zivilisten, wird er mit dem sofortigen Levelende bestraft. Was bleibt, ist eine schizophrene Zuschauerrolle, in der man das Massaker in seiner vollen Härte miterlebt. Aber eben nur als unbeteiligter Mitläufer. Daher könne man nicht von einem geschnittenen Spielerlebnis sprechen, meint ein Sprecher von Activision. Wie ist eure Meinung zu den Enwicklungen rund um den Kriegs-Shooter? Seid ihr erleichtert, dass euch die Szene nicht in letzter Konsequenz ermöglicht wird? Oder fühlt ihr euch bevormundet? Und sollte es in Videospielen eine letzte Linie geben, die nicht überschritten werden darf? Wir sind gespannt auf eure Beiträge.
von Christian Neeb / November 9th, 2009 / 13 Kommentare

13 Kommentare

  1. MrFlint sagt:

    Ich verstehe den Nervenkitzel, die Spannung, all das bei Shootern. Dieser Spielinhalt geht allerdings, für meinen Geschmack, weit über das Ziel hinaus. Nämlich Unterhaltung! Eine Industrie muss sich nicht wundern, wenn sie in das Fadenkreuz der Politik gerät, bei solchen Inhalten. Schade!!

  2. Votekick sagt:

    wie im echten leben wird hier nur die möglichkeit eingeräumt jeden menschen zu töten so wie man es möchte.
    man kann jederzeit mit einem küchenmesser bewaffnet ins einkaufszentrum gehen und jeden niederstechen.
    der unterschied hierbei ist, das den spieler keine konsoquenzen erwarten für sein handeln und das ist in meinen augen ein fehler in der spielmechanik.
    wenn ein spiel realitätsnah sein will dann soll es dies auch in den konsequenzen der handlungen sein die man als spieler ausführt. jeder soldat hätte die möglichkeit einen flugplatz auf diese art und weise leer zu fegen, aber er tut es nicht…genau so sollte es im spiel auf das schärfste geächtet werden.
    warum nicht einen realistischen schwierigkeitsgrad einführen der einen für einen amoklauf vieleicht etwa damit straft das das spiel für zwei wochen nicht mehr spielbar ist..ich stelle mir das recht interessant vor, wenn beim spielstart eine meldung kommen würde wie etwas: „spiel gesperrt, sie wurden verhaftet. für die von ihnen begangene straftat wurde eine ingame strafe von 30jahren verhängt, was einer spielsperrung von 15tagen entspricht….“
    grüße Robert

  3. Werbefuzzi sagt:

    Dieses Video werden wir noch in vielen TV-Talkrunden sehen… Gaaaaanz toll gemacht Infinity Wards… :(

  4. Die USK sollte keine Entscheidungen aufgrund ethisch-moralischer Überlegungen treffen. Insoferne ist ihre Vorgangsweise vielleicht eigenartig anmutend aber meiner Meinung nach vollkommen korrekt.
    Die Problematik liegt bei der Strategie des Entwicklers. Inzwischen kennen wir das aber schon: zur Optimierung kurzfristiger Gewinne wird die langfristige Strategie aufs Spiel gesetzt. Gier über Hirn.

  5. Marcus Fenix sagt:

    Dieses Spiel ist Wasser auf die Mühlen der Killerspiel-Verbieter und schadet der ganzen Spieleindustrie. Ich finde es erbärmlich von den Entwicklern nur auf plakative Gewalt zu setzen ohne einen Hauch von Ironie oder Untertönen wie es in anderen ähnlichen Spielen der Fall ist.

    Ich hätte nicht gedacht, dass ich sowas mal schreiben werde: Dieses Spiel sollte verboten werden!

  6. Pisa Schocker sagt:

    Na für den ollen Pfeiffer und seine Niedersachsen ist das natürlich ne dolle Wurst. Aber mal im Ernst: Warum genau darf ich nicht auf wehrlose Passanten schießen? Stirbt das Megababe auf meinem Desktop Hintergrundbild, wenn ich den Mac runter fahre?

    …wäre auf jeden Fall mehr Verschwendung als die hässliche Flugreisenden.

  7. Chrysogonus sagt:

    Es wird ganz klar übertrieben dargestellt. Ich habe das Spiel nun gestern durchgespielt und bin von der Mission überhaupt nicht schockiert. Man wird doch schließlich nicht gezwungen diese grausamen Szenen zu spielen (zu sehen), daher völlig unnötig, mal wieder, alles zu kürzen.

    Solche Spiele gehören uncut zu genießen und nicht sinnlos zu schneidern.

    Durfte ich in Grand Theft Auto keine Passanten schlachten? Et cetera..

  8. Mike sagt:

    Wann werden die Spieleentwickler endlich verstehen, dass ein Spiel durch übertriebene unnötige und in diesem Falle auch noch gegen Zivilisten gerichtete Gewalt nicht besser wird?
    Wo liegt der Reiz in diesem Massaker?
    Irgendwo sind die Grenzen des guten Geschmacks auch überschritten.

  9. Elvis sagt:

    Kunst ist
    Spiel ist
    direkter virtueller Umgang mit Phänomen und Tatsachen des wahren Lebens.

    Ich war zu Eis erstarrt als Ich die Szenen sah. Ich wusste nicht was Ich dabei fühlen sollte. Oder was Ich tun soll. „Soll Ich einfach auf Pause drücken?“

    Nachdem der Schockmoment hinter mir ist, muss Ich sagen „GENIAL“. Wenn ein Kunstwerk solche Gefühle in mir hervorruft und Ich einen Strudel von Emotionen in mir spüre dann muss das Spiel etwas bewirkt haben.
    Natürlich ist hierbei von einem Gefühlsspektrum die rede bei dem wir von Entsetzen bis zum Eckel und weiter noch zur Hilflosigkeit treiben.

    Es ist als ob man Edgar Ellen Poes Seeman ist und in den „Maelstrom“ sieht.

    Man sieht hin, und kann nicht weggucken. Es gibt keine Angst, auch keine Wut. Man ist gebannt von einer solchen Macht die von diesen Szenen ausgeht.

    Es ist eine Macht die zeigt wozu Menschen zwar in der Lage sind, aber uns auch gleichzeitig zeigt was Menschen nicht tun wollen. Erst wenn uns der Schrecken näher gebracht wird reift unser Verstand und unsere ethische und moralische Einbindung in eine lebende Welt wird endlich sichtbar.

    Auf Mich wirkt die Szene nur in einer Richtng bedrohlich, und zwar als Beschneidung der Rechte Aller.

    Ich sehe es schon kommen wie die Zensur größer wird, und der Paternalismus in diesem Land mehr und mehr zu nimmt.

    Man wird uns versuchen zu schützen vor den „Killerspielen“.

    Wissenschaftler zeigen auch in virtuellen Katastrophenszenarios das Chaos und töten dabei tausende von Menschen. Soll man ihnen dankbar sein weil Sie ihre Seele dunkler färben für unsere Sicherheit?

    Spaß bei Seite.

    Ich will keine Zensur von Kunst. Kunst ist unsere Fahrkarte zur Reife, und zur emotionaler Stärke.
    Kunst schafft Liebe, und vertieft und bestärkt den sozialen Umgang.

    Vielleicht ist mein letzter Satz in diesem langen Kommentar genau genau das Phänomen was wir nutzen sollten um in virtuellen Welten zu zeigen was wir Menschen sind und was wir nicht werden sollten.
    Wir sollten Spiele als Kultur ansehen, und auch als Instrument der Ethik.

    Wenden wir in Zukunft immer bei den Szenen die uns im Bauch ein ungutes Gefühl leben lassen die vier kantischen Fragen an. Darüber nachzudenken ist auf jeden Fall der erste Schritt in eine positive Denkwelt.

    1. Was kann ich wissen?
    2. Was soll ich tun?
    3. Was darf ich hoffen?
    4. Was ist der Mensch?

    Spiele sind nicht das Leben, aber fühlen sich für viele so an.

  10. Catweasel sagt:

    Ouch, wie uncool ist das denn? Fällt da noch eine/r drauf rein? Ich mein, auf diesen plumpen PR-Stunt, um irgendwie ein „Skandalspiel“ auf den Markt zu schmeissen. Ziemlich schwach. Irgendwie auch was peinlich für den Laden.

  11. smu42 sagt:

    Ja, es ist geschmacklos.
    Trotzdem ist diese Art der Zensur nicht angebracht.

    Wer das Spiel haben will, muss 18 sein.

    Spiele verursachen keine Amokläufe.

    Verbieten oder kürzen sollte man es daher nicht.

  12. Basti sagt:

    Ich finde es vollkommen okay so eine Thematik in einem Videospiel aufzugreifen. Aber bitte doch nicht so plump-doof. Ähnlich wie Comics, die von den Jungs und Mädchen in den Kulturredaktionen jetzt Graphic Novels gennant werden, müssen Spiele endlich mal den Sprung in höhere Gefilde schaffen. Deshalb finde ich es super, dass so eine Thematik behandelt wird. WIE sie behandelt wird, ist jedoch unter aller Kanone. Der Geisteszustand sowie die Gefühle des Protagonisten werden überhaupt nicht dargestellt. Deshalb halte ich das Ganze auch für einen ätzenden PR-Stunt. Die Masse scheint es aber gut zu finden, schaut man sich die beeindruckenden Verkaufszahlen an.

  13. Alex sagt:

    Es geht um Krieg, es geht um alle Formen von Krieg.
    Wir sollten langsam lernen zu akzeptieren, dass auch Spiele Kunst sein wollen und dazu gehört eben auch die offene, manchmal sehr krasse Kritik.

    Ich habe die Mission gespielt und konnte nicht Schießen. Mein Magen hat sich gemeldet. Sowas hat ein Spiel zuvor noch nie bei mir geschafft! Aus Filmen kennen wir sowas und aus Filmen kennen wir auch noch viel krassere Szenen. Deshalb passt es auch nicht, dass es in Deutschland nicht möglich ist, dieses Spiel offiziel uncut zu bekommen. Man bekommt die krassesten Filme in seiner Videothek (oder inzwischen auch bei YouTube, sucht da mal nach Geburt und Autopsie).