Alles aus ‘Kunst’

Feuer und Eis

Habt ihr euch nicht auch schon mal ausgemalt, in die Welt eurer Lieblingsspiele einzutauchen? Die junge Produktionsfirma „Knife Show" hat diesen Gedanken auf den Kopf gestellt und einige berühmte Charaktere einfach zu uns geholt. Hinter dem Projekt stecken die beiden Kalifornier Mike Benson (29) und Casey Wrightsman (22), die auf Snowboard- und Skatevideos spezialisiert sind. Mit ihrem neuesten Werk „Gnarcade" haben sie nun ein Stück Videokunst erschaffen, das meist verschneite Locations mit einer bunten Pixelwelt verschmelzen lässt. Zahlreiche Helden aus „Super Mario“, „Bubble Bobble“, „Pac-Man“ und Co. geben sich in Form von Cameo-Auftritten die Ehre, während die Boarder bei ihren Stunts mit den Elementen der Videospiel-Klassiker interagieren. Doch Moment, Pixel-Protagonisten in einer realen Welt? Szenenweise erinnert der Clip an Patrick Jeans 8-Bit Kurzfilm „PIXELS“, der vor drei Monaten die Gameswelt entzückte. Zufall? Wie's aussieht ja, denn laut eigenen Angaben brauchte „Gnarcade“ aufgrund der komplizierten Bildeffekte ein ganzes Jahr zur Vollendung. Wir finden: die Mühe hat sich durchaus gelohnt.
von Volker Hansch / Juli 15th, 2010 / 1 Kommentar

Strippenzieher

Der größte Reiz von Videospielen liegt in ihrer Interaktivität begründet. Spieler erleben nicht nur die Geschichte eines anderen, sie gestalten sie durch ihre virtuellen Handlungen selbst - im Gegensatz zur passiven Rezeption klassischer Unterhaltungsformen wie dem Theater. Das war jedenfalls bis jetzt so, denn die Produktion „Best Before / Rimini Protokoll", die an diesem Wochenende Europapremiere im Hebbel am Ufer-Theater in Berlin feiert, vermischt die beiden Erzählformen. Jeder der 200 Zuschauer ist mit einem Kontroller ausgestattet, der einen Avatar über die Leinwand auf der Bühne steuert. Die Aktionen des Publikums nehmen dabei Einfluss auf die Geschichte der Videospielwelt „Bestland”. Die Zuschauer entscheiden über gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen ihrer virtuellen Zivilisation, oder hopsen mit ihren kugelrunden Avataren einfach nur in die Luft. Begleitet wird die Mischung aus Lebenssimulation und Improvisationstheater von Experten wie der kanadischen Programmiererin Brady Marks, die auf der Bühne auf die Vorgaben des Publikums reagieren. Abgefahren und garantiert jeden Abend anders. Die Aufführungen finden vom 14. bis 16. Mai im HAU an der Stresemannstraße in Berlin statt. Karten und weitere Informationen gibt es hier.
von Christian Neeb / Mai 14th, 2010 /

Märchenwald, entzaubert

Das Künstlerpaar Michaël Samyn und Auriea Harvey hat eine ausführliche Nachlese zu ihrem Spiel „The Path” (2009, PC / Mac) veröffentlicht. Auf der Website ihres Independent-Studios Tale Of Tales beschreiben sie in einem „Post Mortem” betitelten Artikel den kreativen Entstehungsprozess ihrer Rotkäppchen-Interpretation und sprechen offen über Erfolge und Misserfolge des Projekts. Die ernüchternde Erkenntnis: Trotz positver Resonanz von Seiten der Videospielpresse und der Spieler rechnet sich ein avantgardistisches Game wie „The Path” nicht. Die Produktion des Spiels hat doppelt soviel gekostet wie der Verkauf über Steam und andere Download-Portale eingebracht hat. Davon ließen sich Samyn und Harvey jedoch nicht entmutigen. Sie arbeiten bereits an zwei neuen Spielen. Jetzt lesen: „The Path Post Mortem” bei www.tale-of-tales.com.
von Oliver Klatt / März 24th, 2010 /

Würfelglück

Als Mario auf dem N64 aus der zweiten in die dritte Dimension sprang, waren Videospiele in einer neuen Zeitrechnung angekommen. Auch Metin Seven ist dem Tiefenrausch verfallen. Der niederländische Künstler nimmt sich den Urgesteinen der Arcade-Ära an und macht aus Fläche Masse. Mit dem dreidimensionalen Äquivalent zu Pixeln, sogenannten Voxeln, baut er Screenshots aus „Galaga”, „Dig Dug” und Co. nach. Hier seht ihr eine Auswahl seiner besten Bilder. Mehr zu Metin Seven und seiner Voxelart lest ihr in der aktuellen GEE 51, die ab dem 1. Februar bei eurem Zeitschriftenhändler erhältlich ist. [nggallery id=14]
von Christian Neeb / Januar 26th, 2010 / 2 Kommentare

SchriftArt

Bewegte Bilder, die sich vor euren Augen in ASCII-Code verwandeln? Peter Nitsch macht es möglich. Auf seinem Portal ASCIImeo können alle Filme des Videokanals Vimeo in den 7-Bit-Stil des Schriftsatz ASCII portiert werden. Drei Optionen stehen dabei zur Auswahl: Farbige Schriftzeichen, originaler ASCII-Code oder eine Blockdarstellung. So geht's: Auf Vimeo sucht ihr euch unter Videokunstwerken und Musikclips einen Film aus und kopiert dessen Namen in die Suchmaske von ASCIImeo. Dann könnt ihr euch am unteren Bildschirmrand für die Darstellung entscheiden und taucht ein, in den Bildrausch aus Buchstaben und Zeichen. Als Beispiel hier der Song „Salute Your Solution” von den „Raconteurs”.
von Christian Neeb / Januar 21st, 2010 / 3 Kommentare

Dungeon-Luder

Der Nerdcore-Kalender 2007 hängt immer noch in meiner Küche. Es ist eine Hochglanzproduktion und zeigt zwölf äußerst attraktive Modelle um die Zwanzig: etwa den Powerglove von Nintendo oder eine alte "Pac-Man"-Arcarde. Dummerweise versperrt mir eine bis auf ihre weißen Sportkniestrümpfe vollkommen nackte Frau aus Südostasien den Blick auf das Wesentliche, nämlich die Highscore-Liste. Das ist jetzt natürlich gelogen. Nerds und Gamer sind nicht weniger tittenfixiert als Bauarbeiter oder Bundeswehrsoldaten. Auch wir haben unsere Spindluder. Und die Nackedei-Mädels sind eindeutig die Hauptattraktion des Kalenders, die Automaten und Handhelds nur ein Alibi. Sie sind die Gänsefüßchen auf dem Fleischbalkon, die pralle Ironie und der Rechtfertigungsversuch vor der pikierten Freundin. Nach den Videospielen wurden die Themen Superhelden und Science-Fiction mit einer dezenten Erotik versehen. Der nächstjährige Nerdcore-Kalender trägt das Motto Horrorfilme. Leider wirken die Bildmontagen des neuen Kalenders wie schlechte Photoshop-Montagen. Da kann man auch gleich auf den neuen Mystik-Kalender des italienischen Fotografen Enrico Ricciardi zurückgreifen. Es ist so etwas wie der Pirelli-Kalender für Online-Rollenspieler. Insgesamt zwölf leicht unterernährte Damen (und sogar ein adretter junger Mann) spielen die begehrenswerte Magierin, die mysteriöse Druidin und die willenlose Zwillingsschwester von Red Sonja. „Inspired by the Work of Richard Lord British Garriott“, dem Ultima-Erfinder, halten sie Schwerter, Stäbe und ihre körperlichen Vorzüge in die Kamera und machen Paladine und Hexenmeister wuschig. Diese Dungeon-Luder sind die Pin-Ups der Generation „World of Warcraft“.
von Tim Rittmann / November 13th, 2009 / 3 Kommentare

Hohlkopf

Der 3D-Grafiker Eric Testroete modelliert Charaktere und Landschften für Spiele wie „Need For Speed”, „Full Auto: Battlelines” oder „Major League Baseball". Doch nun verwendete er seine Skills auf ein ausgefallenes Halloween-Kostüm: das „Big Head-Mode”-Selbstpotrait. Inspiriert von den, in vielen Spielen versteckten, „Big Head"-Cheats, nach deren Eingabe die Spielfiguren plötzlich mit überdimensionierten Köpfen dastehen, bastelte er einen großen Kopf aus Papier zum Aufsetzen. Vorbild war sein eigener Kopf, den er mit Hilfe diverser 3D-Programme zu einem Bastelbogen verarbeitete. Dadurch hat der Papierkopf direkt die typische Polygon-Optik etwas in die Jahre gekommener 3D-Spiele. Auch ohne Halloween eine beeindruckende Arbeit. Und auch ohne zu wissen, dass der Kopf unter dem Kopf ganz ähnlich aussieht, entsteht bei seinem Anblick sofort eine beängstigende Stimmung. Mehr zum Kopf und dem Kopf dahinter unter www.testroete.com
von Moses Grohé / November 5th, 2009 / 2 Kommentare

Im Bilde

Das Online-Rollenspiel „World of Warcraft” hat die Begrenzung der Videospielwelt längst hinter sich gelassen. Die Popkultur ist schier durchtränkt von Verweisen auf das MMO. Eine Ausstellung des Laguna Art Museum in Kalifornien zeigte von Juni bis Oktober diesen Jahres Werke von Gegenwartskünstlern, die das Spiel als mediales Phänomen reflektieren. Unten seht ihr eine exklusive Auswahl von Exponaten. Die Story zur Ausstellung lest ihr in GEE 49, die ab kommenden Montag, dem 9. November am Kiosk erhältlich ist. [nggallery id=7]
von Christian Neeb / November 3rd, 2009 /

Allerseelen

Das belgische Entwicklerduo „Tale Of Tales” ist ein häufiger Gast in der GEE. Und das hat einen Grund: Kaum ein anderes Studio veröffentlicht derart kunstvolle und rätselhafte Spiele. Von der Multiplayer-Hirschsimulation „The Endless Forest" über „The Path", einer vieldeutigen Variation über das Rotkäppchen-Märchen, bis zum aktuellen „Fatale" gelingt Auriea Harvey und Michaël Samyn, was sonst nur wenigen gelingt: Sie bringen Magie ins Spiel. Ihr Gameplay-Experiment „The Graveyard" aus dem Jahre 2008, in dem der Spieler eine alte Dame langsam über einen Friedhof spazieren lässt, bezeichnete der russische Entwickler Aleksey Luchin („The Void") in GEE #47 als Initiation, die den Spieler verwandelt und damit als „vollen Erfolg." Wer sich sein eigenes Urteil bilden möchte, kann das heute, am 2. November, tun, ohne dafür Geld auszugeben. Denn anlässlich des römisch-katholischen Toten-Gedenktages Allerseelen stellt „Tale Of Tales" „The Graveyard" zum kostenlosen Download bereit.
von Oliver Klatt / November 2nd, 2009 / 1 Kommentar

Ausflippern

Laut Informationen ihres Labels haben sich die Musiker Hakan Libdo und Magnun 38 sowie der Comiczeichner Lars Sjunnesson bei den Anonymen Alkoholikern in Stockholm kennen gelernt und sich daraufhin drei Wochen lang in einer Sauna eingeschlossen, um den ganzen Scheiss, den sie bisher erlebt hatten, hinter sich zu lassen. Schade, dass Gamesfirmen sich nicht ebenso hahnebüchene Geschichten zu ihren Entwicklern einfallen lassen. Nun denn, ausgeschwitzt haben die drei ein paar brachiale Techno-Tracks und den wilden Comic „Ostberlin". Die Stücke erscheinen als Download-EP „You don't like it" auf dem Shitkatapult Sub-Label Musick. Einer streng limitierten CD-Auflage von gerade mal 25 Stück liegt ausserdem der Comic von Sjunnesson bei. Ein Exemplar dieser Sonderedition auf shopkatapult.com zu ergattern, könnte schwierig werden, aber zum Glück kennen wir noch einen anderen Weg: Auf www.youdontlikeit.com gibt es ein Flipper-Game mit Zeichnungen von Sjunnesson, der nur darauf wartet, dass jemand seinen Highscore knackt. Wer am Ende zu den Top 5 gehört, gewinnt ein Exemplar der limitierten Musik-Comic-Combo. In Punkto Ballphysik kann der Flipper mit „Pinnball Fantasies" und Co natürlich nicht mithalten, dafür hat er originellere Bumper und krassere Musik.
von Moses Grohé / Oktober 20th, 2009 /